Selbst-Wahr-Nehmung

 „Wir sehen die Welt nicht so, wie sie ist.

Wir sehen die Welt so, wie wir sind“

 

Werner Karl Heisenberg

Deutscher Physiker

1901- 1976

 

Im Sommer 2006 ging ich den Jakobsweg, da mein Leben eine Grenze erreichte, die für mich nicht mehr im Alltag zu lösen war. Ich verbrachte viel Zeit alleine und war oftmals allein mit mir im inneren Dialog. Ich führte Tagebuch über meine äußeren und inneren Erlebnisse und meine Gedanken. Der nachfolgende Text entstand auf dem Weg. Ich gab ihm damals die Überschrift „Quadrate“. Irgendwie kamen mir die Quadrate in letzter Zeit immer wieder in mein Bewusstsein. Das liegt bestimmt auch daran, weil wir als Menschheit gerade jetzt extrem gefordert sind, da uns ein „Endzeitszenario“ durch die Medien ständig vermittelt wird. Alles scheint scheinbar ausweglos zu sein.

 

Ist das wirklich so?

 

Nachfolgend mein Text vom Sommer auf dem Jakobsweg . Darunter beschreibe ich meine Betrachtungsweise heute

 

Quadrate:

Ich ziehe mit meinem Pilgerstab zwei Quadrate in den Sand auf Weg- ein großes und ein kleines nebeneinander. Zunächst stelle ich mich in die Mitte des großen Vierecks, schaue mich um und spreche in meinen Gedanken zu mir:

 

„Hier sind die guten Nachrichten des Tages: Erkenne die Schönheit der Natur, das erfüllte Leben und  die Leichtigkeit des Seins. Schau dort zum Horizont. Siehst Du den unendlichen Raum? Spürst Du die Ruhe und den Frieden? Beobachte die gesamte Tier- und Pflanzenwelt, die Grenzenlosigkeit und die Harmonie. Höre die Geräusche und Stimmen der Umgebung. Ist es das was Du willst? Dann gehe los“

Danach stelle ich mich in das kleine Quadrat. (Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich hier knapp darin stehen konnte- es war ein sehr beengendes Gefühl):

 

„Das sind die unguten Nachrichten des Tages: hier ist die Angst, der Ärger, der Missmut, das Verbrechen, die Katastrophe. Der Horizont ist knapp und begrenzt. Beobachte das Leben und spüre die Energie die daraus entsteht. Ist es das was Du willst? Dann gehe los.“

 

Ein Großteil der Menschheit beschäftigt sich viel zu sehr mit dem kleinen Quadrat und vergisst dabei die Größe und Vielfalt des Wundervollen. Die Welt ist ein großes Quadrat.

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Ich habe diesem Blog-Beitrag den Titel „Selbst-Wahr-Nehmung“ gegeben. Wie nehme ich die Dinge selbst für mich wahr? Warum ist es so wichtig auf die eigene Wahrnehmung zu vertrauen und sich dadurch auch selbst anzunehmen?

Heute ist die Welt für mich kein Quadrat, weder ein kleines noch ein großes, da Quadrate grundsätzlich Ecken und Kanten haben. Die Welt, die Erde auf der wir leben ist ein lebendiger Organismus. Sie ist einzigartig, sie gibt und schenkt täglich was sie geben kann. Dieses Geschenk gilt es selbst wahr zu nehmen und dankbar dafür zu sein.

 

In der derzeitigen Weltsituation lässt sich die Mehrheit der Menschen täglich mit unzähligen Informationen durch die Medien überschütten. Dabei geraten sie durch die Hiobsbotschaften oftmals in Angst, die bereits bestehenden Sorgen werden noch mehr geschürt und sie wachsen weiter an. Die Menschen verhalten sich dann wie eine Herde führungsloser Schafe, die ihren guten Hirten verloren hat. Als Beobachter von außen können wir dies meist erkennen! Aber nehmen wir wahr, was gerade mit uns selbst geschieht?

 

Ich habe zu jedem Absatz, beim großen und kleinen Quadrat am Schluss geschrieben: „Ist es das was Du willst? Dann gehe los“. Heute nach vielen Jahren, habe ich für mich gelernt,  mehr auf mich selbst zu achten. Ich halte inne und gehe auch in den inneren Dialog: „ Halt an Uli, was geschieht gerade? Wer bestimmt hier über mich? Wer hat die Situation herbeigeführt? oder, oder…“ In der Selbst-Wahr-Nehmung gehe ich in ganz bewusst in unsere innere Verbindung, horche auf meine innere Stimme.  

 

Dies ist ein langer, ständig andauernder und auch demütiger Prozess. Wenn wir aber die Bereitschaft haben, uns selbst mehr Wahr zu nehmen, können wir von innen heraus weiter wachsen. Sich selbst wahrnehmen heißt, die Bereitschaft zu haben mit seinem innersten Kern in Verbindung zu gehen und den Weisungen, die sich offenbaren, zu folgen.

 

Dies erfordert (De-)Mut, Willenskraft und vor allem Durchhaltevermögen. Unser Selbst zeigt uns immer das, was wir auch lösen, tragen und erarbeiten können. Wenn wir diese Kraft annehmen, können wir uns von Christus auf dem Weg führen lassen, der für jeden von uns bestimmt ist.

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Kommentare: 1
  • #1

    Erhardt (Montag, 18 April 2022 08:43)

    Es ist Ostermontag. Frühmorgens. Während ich Uli's Gedanken in mich aufnehme, höre ich diese Musik https://www.youtube.com/watch?v=1P8BXag-PfM
    Ein überwältigendes Gefühl der Ruhe und Geborgenheit breitet sich in mir aus. Sind es unsere Lebenserfahrungen oder ist es unser Glaube der uns die Sorgen abnimmt und uns zuversichtlich stimmt? Bevor ich Uli's Botschaft las, aktualisierte ich die Adler-Botschaft in meinem Blog vom 18.04.2022 die den Titel "Ein Leben ohne Sorgen" trägt. Ich glaube es ist ein Prozess, der mit der Sebstwahrnehmung beginnt und im Glauben und Vertrauen auf den guten Hirten mündet. Vielen Dank Uli. Gott segne dich! Und vergiß nie: Das Beste kommt noch!